Industrielle Vorfertigung / Präfabrikation

Nahaufnahme einer Präfabrikation einer Gebäudewand vor blauem Himmel, die mit dem Kran an Ihren Platz transportiert wird

Wertstabile Häuser dank industrieller Vorfertigung und Präfabrikation

Das erste „Bausatz“-Haus stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde in Holland vorgefertigt und in Großbritannien gebaut. Damals setzte sich der Hausbau aus vorgefertigten Teilen jedoch noch nicht durch, erst in den 1960er Jahren gewann das Thema wieder an Bedeutung.

Für Bauherren, die ihren Traum von einem Eigenheim möglichst schnell verwirklichen möchten, bietet der Fertighausbau heute eine hervorragende Möglichkeit, Bauprojekte in herausragender Qualität und mit geringem Zeitaufwand zu verwirklichen. Ein Fertighaus kostet je nach Hersteller und Ausstattungsniveau im Schnitt 250.000 €; es ist damit ein industriell gefertigtes Premiumprodukt. Wichtig für Bauherren: Der Bau eines Fertighauses ist gut planbar, denn es gibt in der Regel deutlich weniger Überraschungen in Sachen Zeit und Kosten als beim konventionellen Massivbau.

Imagewandel beim Fertighausbau

Die industrielle Vorfertigung und Präfabrikation ganzer Wohnanlagen hatten über Jahrzehnte mit Vorurteilen zu kämpfen. Dank neuer Konzepte, computergestützter Bauplanung und moderner Technik gelten sie heute als innovativ und energiesparend. Der Marktanteil liegt mittlerweile bundesweit bei circa 15 Prozent. In einigen Bundesländern wird bereits jeder fünfte genehmigte Neubau aus vorproduzierten Fertigteilen errichtet, Tendenz steigend.

Industrielle Vorfertigung spart Kosten

Die industrielle Vorfertigung hat maßgeblichen Einfluss auf die Kosten. Denn die Teile für Fertighäuser werden in großen Produktionshallen weitgehend automatisiert und daher maßgenau vorgefertigt, auf die Baustelle transportiert und dort innerhalb weniger Tage zu einem kompletten Haus zusammenmontiert. Doch nicht nur die industrielle Vorfertigung und die kurzen Montagezeiten sparen Kosten: Der im Bauvertrag festgelegte Übergabetermin erlaubt die exakte Kalkulation des Umzuges, sodass für die alte Wohnung nicht länger Miete fällig wird als unbedingt erforderlich.

Moderne Konzepte in Anlehnung an die Automobilindustrie

Seit Beginn des kommerziellen Automobilbaus setzt die Autoindustrie auf industrielle Vorfertigung und damit auf die Vorteile vorgefertigter Teile und Module. Techniker und Ingenieure der Baubranche übertragen zunehmend diese Prinzipien der Präfabrikation auf den Hausbau und konzipieren qualitativ hochwertige Teile und Systeme, die nach individuellen Vorstellungen zu Häusern zusammengefügt werden. Man spricht hier auch von "Mass Customization", also der Verknüpfung von Massenproduktion mit kundenindividuellen Anforderungen. Abhängig von den Wünschen und Bedürfnissen der Bauherren entsteht ein verbindlicher Preis, der als feste Größe in die Planung der Baufinanzierung eingehen kann.

Kombination standardisierter Teile

Das Haus wird auf eine gewisse Anzahl an Komponenten reduziert, die für die industrielle Produktion geeignet und bereits mit definierten Anschlüssen für Außenwände, Decken, Leitungen oder Fenster versehen sind. Die Herstellung dieser standardisierten Teile erfolgt in verschiedenen Varianten, so wie es auch bei Fahrzeugen verschiedene Motoren und Innenraumvarianten gibt. Aus diesen Varianten lassen sich viele verschiedene Gebäude bilden. So gibt es für jedes Grundstück und für jede Nutzung die passenden Gebäudeplanungen. Dazu kommt noch die individuelle Fassadengestaltung.

Durchgängiger Planungsprozess

Manchmal wird die Fertighausplanung in dem Sinn missverstanden, dass Bauherren damit ihr Haus wie eine Küche am Bildschirm planen und dann ohne Zutun von weiteren Beteiligten an die automatische Fertigung übergeben können. Dies stimmt so nicht: Auch bei der Präfabrikation wird ein Architekt benötigt, der das Baurecht und die Bauvorschriften kennt. Daneben sind weiterhin Haustechnikplaner, Statiker und andere Ingenieure und Gutachter eingebunden. Weiter hinten im Planungsprozess werden dann im Werk die Fertigungspläne für die Bauteile erzeugt; diese können dann auch die automatisierten Arbeitsplätze ansteuern.

Bei der computerunterstützen Planung spielt eine neue Methode zur integrierten Gebäudeplanung, das so genannte Building Information Modeling (BIM), seine Stärken aus. Saint-Gobain stellt für diese Planungsmethode umfangreiche Produktdatenpakete, so genannte BIM-Assistenten, zur Verfügung, die den Planungsprozess wesentlich vereinfachen. Vordefinierte Wandaufbauten und viele andere BIM-Elemente versetzen den Architekten in die Lage, die Gebäude bereits „ready for prefab“ zu designen. Über Schnittstellen werden die Daten an die CAD-CAM-Planung und -Fertigung im Werk sichergestellt. Dies bedeutet nicht nur kürzere Planungszeiten sondern auch eine bessere Qualitätskontrolle und ein maximal automatisierter Prozess bis zur Lieferung an die Baustelle.

BIM Lösungen von Saint-Gobain Weber Modulbau mit Saint-Gobain

Präfabrikation im großen Stil

Die einzelnen Teile und Module werden in modernsten Fabriken, unter Anwendung innovativer Produktionsweisen, Automatisierung und Digitaltechnik produziert. Durch die Festlegung auf eine einheitliche Planungs- und Bauweise entsteht gegenüber dem konventionellen Hausbau ein deutlicher Produktivitätsgewinn. Bauzeiten reduzieren sich von Jahren auf Monate. Alle industriellen Hersteller sprechen von Taktzahlen, diese variieren je nach Automatisierungsgrad von einigen Modulen pro Tag bis zu wenigen Minuten pro Bauteil. Dank Präfabrikation ergeben sich nicht nur Qualitätsverbesserungen, die Projekte werden auch rund 70 Prozent schneller umgesetzt.

Zügige Montage

Sind Keller und Fundament fertiggestellt, müssen nur noch die fertigen Teile montiert werden. Da Kabel und Rohre bereits in der Produktionshalle verbaut wurden, entfallen auch aufwendige Installationsarbeiten. Rund 80 Prozent der Wertschöpfung erfolgt bereits im Zuge der Vorfertigung, was große Einsparungen auf der Baustelle bewirkt. Somit löst die industrielle Vorfertigung einen wichtigen Konflikt der Bauindustrie: Im Vergleich zum konventionellen Hausbau können Hersteller individualisierte Häuser in kurzer Zeit und mit hoher Energieeffizienz anbieten.

Schlüsselfaktor Qualität

Ein wesentlicher Vorteil der industriellen Vorfertigung ist die gleichbleibend hohe Qualität. Wind und Wetter können die Produktion und Vormontage der Teile ebenso wenig beeinflussen wie Personalfehler. Auch auf der Baustelle agieren speziell geschulte Monteurteams, aufeinander abgestimmt und in geregelten Abläufen. Dies kann auch eine Entlastung für die angespannte Personalsituation im Bauhandwerk bieten, wo der Mangel an gut ausgebildeten Fachhandwerkern auf lange Sicht noch zunehmen wird.

Vorteile der Präfabrikation auf einen Blick:

  • Bessere Materialqualität, geringere Logistik:
    Die Produktionsbetriebe beschaffen alle Baumaterialien gebündelt in großen Mengen und perfekt aufeinander abgestimmt. Somit ergeben sich erhebliche Einkaufsvorteile, zentrale Qualitätsprüfungen und weniger Transporte.
  • Bessere Produktqualität:
    Nicht nur während der Produktion, auch auf der Baustelle punkten vorgefertigte, erprobte Teile und Module. Zudem beugt der durchgeplante, bewährte Montageprozess, welcher durch versierte, aufeinander eingespielte Fachkräfte erfolgt, Fehlern vor, die beim konventionellen Hausbau durch die Abstimmung unterschiedlicher Gewerke entstehen können.
  • Bessere Planbarkeit:
    Durch Präfabrikation in geschützten Fertigungshallen sinkt die Abhängigkeit vom Wetter. Der Hausbau gestaltet sich nicht nur effizienter, sondern auch planbarer.
  • Wirtschaftliche Zukunftssicherheit:
    Moderne Modul- und Fertighäuser entsprechen neuesten Brandschutzverordnungen, besitzen eine sehr gute Energieeffizienz und zeichnen sich durch eine hohe Wartungsfreundlichkeit aus. Im Hinblick auf sich ändernde Nutzungskonzepte lassen sich einzelne Teile, Baugruppen und Systeme unkompliziert umrüsten. Hinzu kommt, dass zunehmend mehr Hersteller schadstoffgeprüfte Teile produzieren, die nahezu vollständig recyclingfähig sind. Auch die Wiederverwendung von Bauteilen für neue Gebäude ist bereits in der Praxis erprobt.
  • Hohe Produktivität:
    Standardisierte Teile erlauben die Standardisierung von Produktionsabläufen sowie den Einsatz von Robotern.
  • Vorfreude ist die schönste Freude:
    Neben allen messbaren Vorteilen ist der Gewinn an Lebensqualität ein nicht zu unterschätzendes Plus des Hausbaus mittels industrieller Vorfertigung. Monatelanger Stillstand und Bauverzögerungen aus den verschiedensten Gründen haben schon zahlreichen Bauherren schlaflose Nächte beschert. Bei einem am Computer geplanten und zum Großteil in der Fabrik produzierten Haus steht der Einzugstermin hingegen schon frühzeitig fest.