Neue Richtlinien zum Radonschutz - was jetzt zu tun ist

Erwachsener am lesen

Seit dem 27. April 2017 gilt in Deutschland ein neues Strahlenschutzgesetz, das auch Grenzwerte für die Belastung mit Radon im Gebäude festlegt. Radon ist ein natürlich vorkommender  radioaktiver Stoff, der in tiefen Erdschichten sowie in vielen Baumaterialien enthalten ist. Neben Radon-Grenzwerten legt das Bundesamt für Strahlenschutz auch konkrete bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Strahlenbelastung fest, die Bauherren, Architekten und Bauingenieure kennen sollten. Wir erläutern die neue Gesetzeslage und geben Tipps, wie Sie die Radon-Belastung  in Gebäuden verringern können.

Neue Gesetzeslage seit 2017

Für den Umgang mit strahlenden Stoffen und Maßnahmen zum Stahlenschutz in Europa ist seit 1957 die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM zuständig. Seit ihrer Gründung hat die EURATOM die Richtlinien im Umgang mit strahlenden Stoffen stetig verbessert und strengere europaweite Kontrollen eingeführt.

Die radiologische Bewertung von Baustoffen wurde erstmals mit der EU-Empfehlung "Radiation Protection 112" auf eine rechtssichere Grundlage gestellt. In Deutschland erfolgte die Umwandlung in nationales Recht mit Wirkung vom 27. April 2017 im Rahmen der "Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen". Dieses novellierte Strahlenschutzgesetz legt unter anderem einen Grenzwert für die Radonkonzentration in Aufenthaltsräumen fest und empfiehlt in einem Maßnahmenkatalog, Neubauten so zu planen, dass das Eindringen von Radongas in das Gebäude weitgehend verhindert wird. Laut Bundesamt liegt der Jahresmittelwert der Radonkonzentration in Aufenthaltsräumen in Deutschland bei 50 Bq/m³. Bei Konzentrationen über 100 Bq/m³ erhöht sich das Lungenkrebsrisiko signifikant und zwar um 10 Prozent pro 100 Einheiten. (Zum Vergleich: Durch das natürliche vorkommende Element Kalium weist allein ein Erwachsener eine jährliche Aktivität von etwa 3000 Becquerel auf.)

Was ist Radon?

Radon ist ein im Jahr 1900 von Friedrich Ernst Dorn entdecktes radioaktives Element. Wie Helium und Neon gehört es zu den Edelgasen, geht also selbst nur sehr wenige chemische Verbindungen ein. Allerdings ist die weltweit vorkommende Radonmenge so klein, dass chemische Experimente in größerem Umfang bisher nicht möglich sind. Radon verfügt über eine Dichte (spezifisches Gewicht) von 9,73 Kilogramm pro Kubikmeter und ist damit erheblich schwerer als Luft. Radon sammelt sich also besonders in tiefer liegenden Gebäudeteilen und Kellern an. Dabei geht die eigentliche Belastung für den Menschen nicht vom Radon selbst sondern von seinen radioaktiven Zerfallsprodukten aus. Das stabilste Radon-Isotop ²²²Ra hat eine Halbwertszeit von 3,8 Tagen. Das bedeutet, dass sich nach dieser Zeit die Hälfte aller Atome dieses speziellen Isotops in andere chemische Elemente umgewandelt hat. Beim Zerfall entstehen unter Aussendung von radioaktiver Alpha-Strahlung Schwermetalle wie Polonium, Quecksilber oder Blei. Diese sind zum Teil entweder selbst radioaktiv oder sammeln sich als Feinstaub an und können so zu einer erheblichen Gesundheitsbelastung in einem Gebäude werden.

Welche Belastung stellt Radon in einem Gebäude dar?

Der Mensch ist einer ständigen natürlichen Strahlenbelastung ausgesetzt. Hauptsächlich wird diese - nicht vom Menschen verursachte Strahlung - durch die ständig aus dem All auftreffende kosmische Strahlung sowie die terrestrische Strahlung verursacht, die alle Materie unseres Planeten aussendet.

Radon stellt den größten Beitrag zu dieser ständigen natürlichen Strahlen-Belastung dar. Das Einatmen von Radon selbst führt im Regelfall nicht zu einer direkten Belastung, da der weit überwiegende Teil des Gases wieder ausgeatmet wird, bevor es im Körper zerfallen kann. Eine weitaus größere Belastung stellt Radon dar, das sich in einem Gebäude oder anderen abgeschlossenen Räumen (Bergwerke, Höhlen, ...) ansammelt. So ergaben Untersuchungen an Uran-Bergarbeitern, dass Radon und seine Zerfallsprodukte für etwa 10 Prozent der Lungenkrebsfälle verantwortlich sind. Epidemiologische Studien haben mittlerweile belegt, dass Radon und seine Zerfallsprodukte die Ursache für rund 20.000 Todesfälle pro Jahr durch Lungenkrebs innerhalb der Europäischen Union sind. Umgerechnet auf Deutschland sind das etwa 1.900 Lungenkrebstote pro Jahr.

Wie gelangt Radon in Gebäude?

Radon gelangt auf zwei Wegen in ein Gebäude. Der weitaus größte Teil dringt über das Erdreich in tiefer liegende Gebäudeteile ein. Je nach Region kann dieser Anteil stark schwanken. So sind etwa Gegenden mit hohen Granit-, Bauxit- oder Schwarzschiefervorkommen besonders von geogen auftretendem Radon betroffen. Auch Standorte ehemaliger Uranbergwerke in Sachsen entlang der tschechischen Grenze weisen signifikant erhöhte Radon-Belastung im Erdreich auf. Das Bundesamt für Strahlenschutz erfasst regelmäßig die Radonkonzentration der Bodenluft in einem Meter Tiefe und bereitet die gewonnenen Daten detailliert in Kartenform auf. Ein weitaus geringerer Teil der Radon-Belastung in einem Gebäude wird von den verwendeten Baustoffen verursacht. Die allermeisten Baustoffe sind mittlerweile aus radiologischer Sicht als absolut unbedenklich einzustufen. Einer genaueren Betrachtung sollten Naturbaustoffe unterzogen werden. Gerade ältere Häuser, die aus regional verfügbaren Materialien gebaut wurden, können eine Radon-Belastung im Mauerwerk aufweisen. So wurden beispielsweise in der Eifel über Jahrhunderte Wohnhäuser aus preiswertem Lavagestein gebaut, das durch die geologischen Besonderheiten der vulkanischen Gegend eine deutlich höhere natürliche Radon-Strahlung aufweist.

Welche Maßnahmen verringern die Radon-Belastung im Gebäude?

Bei einem neu zu errichtenden Gebäude kann die Belastung durch natürlich vorkommendes Radon wirkungsvoll abgemildert werden. Neben der Verwendung getesteter Baumaterialien gilt es vor allem, das über das Erdreich eindringende Radon vom Gebäude fernzuhalten. Hierzu verlangt der Gesetzgeber beispielsweise die gasdichte Ausführung aller Zuleitungen zum Haus. Alle Installationsschächte sollten deshalb sorgfältig abgedichtet und kontrolliert werden, um Ausbreitungswege von Radon zu behindern. Ein Großteil dieser Abdichtarbeiten kann auch nachträglich noch geleistet werden und ist dann auch von geübten Heimwerkern selbst durchführbar.

Eine Abdichtung des erdberührten Mauerwerks mit geeigneten Baustoffen schützt nicht nur zuverlässig gegen Feuchtigkeit, sondern kann auch das Eindringen von Radongas durch die Gebäudehülle verhindern. Die bitumenfreie Dickbeschichtung weber.tec Superflex D 24 beispielsweise ist als radondicht zertifiziert. Der Einsatz dieser hochflexiblen Reaktivabdichtung ist somit eine geeignete Maßnahme zum Schutz der Bewohner vor Radongas.

Auch der Einbau einer Bodenplatte mit Hohlraumelementen, die mit der Außenluft verbunden sind, fängt aufsteigendes Radon ab und leitet es samt eventuell auftretender Feuchtigkeit gefahrlos an die Oberfläche. Zusätzlich helfen großflächig verlegte Alu-Verbundfolien unter dem Estrich, die Radon-Belastung weiter zu reduzieren.

Regelmäßiges Querlüften im Keller führt zu einem erhöhten Luftaustausch, der das Radon regelmäßig ins Freie befördert. Besondere Fenster verfügen über eingebaute Klappen, die sich bei Windstille öffnen und so für eine Belüftung sorgen. Auftretender Wind sorgt für ein Schließen der Klappen und eine Dichtigkeit der Radon-Fenster, die den aktuellen Richtlinien entspricht. Bei Altbauten kann die Versiegelung von Haarrissen in Kellerwänden und -böden wirkungsvoll zur Minderung der Radon-Belastung beitragen.