Rohstoffkreislauf statt Einmalnutzung - Fassaden nachhaltig dämmen

Person steht mit dem Rücken zur Kamera auf einem großen Berg aus Schrott vor einem grauen Himmel. Auf dem Bild steht der Text "Mir doch egal - Uns nicht"

Second Hand gibt es nicht nur in der Mode. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die Endlichkeit von natürlichen Ressourcen in der Baubranche stark gestiegen. Immer mehr Baubeteiligte arbeiten daher an einer Kreislaufwirtschaft von Baustoffen. Gründe gibt es genügend: Materialien werden wiederverwertet, Ressourcen geschont und Abfälle vermieden.

Der Grundgedanke des Rohstoffkreislaufs lautet: Baustoffe nach ihrer Nutzung zurückbauen und wiederverwenden. Gebäude werden auf diese Weise zum Rohstofflager der Zukunft. Man nenn das auch zirkuläres Bauen oder "Cradle to Cradle" (sinngemäß: vom Ursprung zum Ursprung).

Konkretes Beispiel - Fassadendämmung:

Seit 2019 gibt es das erste Zero Waste Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), das nach seiner Lebensdauer abgebaut und die Bestandteile sortenrein wiederverwertet werden können. Hier erfahren Sie, wie das recyclingfähige WDVS funktioniert.

 

Kapitelübersicht

1. Wieso werden Fassaden gedämmt?

2. Wie ist der Aufbau eines WDVS?

3. Wie funktioniert der Rückbau von weber.therm circle?

4. Fazit

Wieso werden Fassaden gedämmt?

Um langfristig Energiekosten zu sparen, werden heute sowohl Neubauten als auch Sanierungsobjekte an der Fassade gedämmt. Dazu kommen verschiedene Methoden infrage, die sich durch verschiedene Materialien und Umweltverträglichkeit unterscheiden. Neben synthetischen Dämmstoffen wie expandiertem Polystyrol (EPS) oder Resol-Hartschaum gibt es mineralische Materialien aus Stein- und Glaswolle oder nachwachsende Varianten zum Beispiel aus Holzfasern oder Hanf.

Wer sich für eine Dämmung mit einem mineralischen WDVS entscheidet, kann dabei auch die Umwelt entlasten und ein nachhaltiges, kreislauffähiges System wählen - weber.therm circle.

Mineralisches oder vollmineralisches WDVS - was ist der Unterschied?

Von einem mineralischen WDVS spricht man, wenn die Dämmplatten aus Mineralwolle bestehen. Mineralwolle ist ein Oberbegriff für Glaswolle oder Steinwolle. Bei der vollmineralischen Variante sind alle Komponenten von der Dämmung bis zum Mörtel und Oberputz mineralisch.

Gut zu wissen: eine mineralische Dämmung sorgt für hohen Brandschutz, da Stein- und Glaswolle nicht brennbar sind. Den höchsten Brandschutz bieten somit vollmineralische Systeme.

Wie ist der Aufbau eines WDVS?

Vorweg: Grundsätzlich sollten WDVS immer durch Fachhandwerker angebracht werden. Sie bestehen aus drei Schichten, die aufeinander abgestimmt sind: Dämmplatten, Armierung und Außenbeschichtung aus Putz, Klinker, Glas oder Keramik. Putzfassaden können zusätzlich gestrichen werden, dies ist aber nicht immer erforderlich, da mineralische und pastöse Putze generell durchgefärbt werden.

Schicht für Schicht

Zunächst werden großformatige Dämmplatten auf dem Mauerwerk bzw. im Bestand auf der alten Fassade verklebt. Abhängig von der Untergrundbeschaffenheit, dem Dämmstoff, der Gebäudehöhe und -lage werden die Platten zusätzlich verdübelt. Anschließend kommt auf den Dämmstoff eine spezielle Armierungsschicht, die die Konstruktion verstärkt. Sie besteht aus Armierungsmörtel, in den ein Armierungsgewebe eingearbeitet ist. Dadurch werden Spannungen in der Fassade aufgenommen und Risse im Putz verhindert. Darauf folgt in den meisten Fällen eine Putzschicht. Besonders langlebig und umweltfreundlich sind biozidfreie mineralische Oberputze. Auch pastöse Putze, das sind fertig angemischte Putze, lassen sich mittlerweile ohne umweltschädliche Biozide herstellen. Optional kann eine wetterbeständige Fassadenfarbe zum Einsatz kommen.

Bei diesem klassischen Aufbau von WDV-Systemen werden die einzelnen Komponenten verklebt und sind dadurch dauerhaft miteinander verbunden. Dies macht eine Wiederverwertung schwer möglich. Beim Abriss des Gebäudes werden diese Materialien daher meist gemischt entsorgt, statt ein zweites Mal genutzt zu werden. Seit 2019 gibt es das erste recyclingfähige WDVS weber.therm circle, bei dem bei der Anbringung auf eine Verklebung verzichtet wird. Die Materialien der einzelnen Schichten können so wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden.

Wie funktioniert der Rückbau von weber.therm circle?

Nur wenn die Materialien sortenrein trennbar sind, können sie weiterverwendet werden. Dies gelingt mit dem ersten und bisher einzigen zugelassenen sortenrein rückbaubaren WDVS weber.therm circle. Bei diesem werden die Dämmplatten aus Mineralwolle nicht geklebt, sondern mechanisch befestigt.

Dübeln statt Kleben

Der Fachhandwerker bringt die eigens für dieses System konstruierten Platten mit Schraubdübeln auf dem Mauerwerk an. Darauf folgt ein Grundputz aus Mörtel und ein Spezialgewebe als Separationsschicht. Dieses sogenannte Separationsgewebe erleichtert beim Rückbau die Trennung der Außenbeschichtung von der Dämmplatte. Darauf kommen wie bei den herkömmlichen mineralischen Systemen Armierungsschicht und Außenbeschichtung.

Rückbau: Schichten voneinander trennen

Beim Rückbau wird zunächst die Putzschicht aufgeschnitten. Putz und Gewebe werden mit der Baggerschaufel gegriffen und abgezogen. Das Separationsgewebe sorgt dafür, dass der Dämmstoff dabei von dem Putz gelöst wird. Anschließend werden die Stahlschrauben und Dübelköpfe aus den Dämmplatten entfernt. Zum Schluss lassen sich die Mineralwollplatten einfach von der Wand nehmen.

Vorteile eines rückbaubaren WDVS

  • Das Mauerwerk bleibt beim Rückbau von weber.therm circle nahezu in seinem ursprünglichen Zustand. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn ein Um- oder Anbau ansteht.
  • Alle demontierten Baustoffe - Mineralwolle, Dübel, Schrauben, Mörtel, Putzschicht und Gewebe, können anschließend gesammelt und als Rohstoffe wiederverwertet werden.

Fazit

Eine mit WDVS gedämmte Fassade senkt Heizkosten und hilft dadurch CO2-Emissionen zu reduzieren. Darüber hinaus ist eine gedämmte Gebäudehülle die Voraussetzung für ein Heizsystem mit Niedertemperatur-Vorlauf. Wer also über die Anschaffung einer Wärmepumpe nachdenkt, sollte vorab die Fassade dämmen lassen. Bauherren können darüber hinaus noch mit der Auswahl des Wärmedämmverbundsystems mehr zum nachhaltigen Bauen beitragen. Mit der Wahl des Dämmmaterials und seiner Wiederverwendbarkeit entscheiden sie, ob sie kostbare Ressourcen schonen und den eigenen ökologischen Fußabdruck verkleinern. Für Bauherren mag der Abriss oder Umbau ihres Hauses in weiter Ferne liegen. Im Hinblick auf immer knapper werdende Ressourcen wächst allerdings die Sensibilität für recyclinggerecht gebaute Gebäude. Bei dem sortenrein rückbaubaren Dämmsystem weber.therm circle sind die Baustoffe von heute die Rohstoffe von morgen.

Profi-Tipp

Für das bauaufsichtlich zugelassene weber.therm circle werden Handwerksbetriebe zusätzlich vom Baustoffhersteller zertifiziert. Da es wie alle vollmineralischen Systeme den hohen Brandschutz der Baustoffklasse A1 bietet, entfallen zusätzliche Brandschutzmaßnahmen wie Brandriegel, die bei EPS-Systemen zum Einsatz kommen müssen.