Kleidung für das Haus - der richtige Putz für Ihre Fassade

Ausschnitt einer weißen Putzfassade vor einem blauen Himmel und grünen Bäumen

Mineralische Fassadenputzarten bieten Architekten eine nahezu unbegrenzte Gestaltungsvielfalt. Hier eine kleine Auswahl von einerseits gängigen und andererseits fast vergessenen Putzoberflächen.

Fassaden gelten als »Kleider« von Bauwerken. Sie müssen vor allem zwei Anforderungen erfüllen: Schutz und Ästhetik. Ähnlich wie der richtige Stoff entscheidend zum Look eines Kleidungsstückes beiträgt, entfaltet auch eine Putzfassade ihre Wirkung erst dann, wenn Putzart und Putzstruktur mit Bedacht gewählt wurden. Nur so lassen sich Oberflächen erzielen, die durch das natürliche Spiel von Licht, Schatten und Farben besonders lebendig wirken.

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1. Gemisch aus Bindemittel, Zuschlagsstoffen und Wasser, mit dem Außenwände zum Schutz gegen Witterungseinflüsse und zur Herstellung eines angenehmen Erscheinungsbildes verputzt werden.

2. (veraltet) Zierkleidung, um den Status einer Person in der Gesellschaft zu erhöhen oder sichtbar darzustellen

Mineralische Putze haben sich seit Jahrhunderten bewährt und bieten noch heute entscheidende Vorteile: Im Gegensatz zu organisch gebundenen Putzen sind sie nachhaltiger und vielseitiger. Als Werktrockenmörtel lassen sie sich schnell und effizient verarbeiten. Die Produkte unterscheiden sich zunächst in der Art und Größe des eingesetzten Strukturkorns. Besonders feine Oberflächen lassen sich mit Korngrößen von 1 mm erzielen. Körnungen von bis zu 5 mm sorgen für ein kräftiges Erscheinungsbild. Auch die Farbe der Zuschläge spielt eine Rolle. So lässt sich beispielsweise durch Marmor in Kombination mit Bindemitteln wie Kalkhydrat und Weißzement eine natürlich weiße Färbung erreichen. Doch erst durch die unterschiedlichen Putzweisen und die Art der Oberflächenbehandlung des frischen Putzes ergibt sich das gewünschte Oberflächenfinish.

Filzputz

Besonders homogene Flächen lassen sich mit einem Filzputz erzielen. Er besteht zumeist aus Kalkmörtel mit einem besonders feinen Zuschlag. Durch Abreiben mit einem angefeuchteten Filzbrett erhält die Oberfläche ihre glatte Struktur. Filzputz eignet sich daher besonders gut für kleine Flächen oder zur Betonung von Bauteilen wie Fensterfaschen.

Schleppputz

Schleppputz ist in der modernen Architektur kaum noch anzutreffen. Er wird überwiegend im Bereich des Denkmalschutzes verarbeitet. Die Strukturen entstehen, indem der auf den ebenen Unterputz vollflächig geworfene oder aufgezogene Mörtel mit einer Kartätsche oder einer Putzlatte bei schwachem, gleichmäßigem Druck senkrecht überzogen wird. Die Art und Stärke der Struktur ergibt sich aus der Größe der gerundeten Gesteinkörnungen. Je nach Kornabstufung lässt sich eine individuelle Schleppputzstruktur erschaffen.

Reibeputz

Reibeputz wird zunächst in Kornstärke auf den Untergrund aufgebracht und anschließend durch Reiben mit einem Kunststoffglätter strukturiert. Die Kornstärke bestimmt die Strukturtiefe, durch unterschiedliche Reibebewegungen – waagerecht, senkrecht, rund oder diagonal – können unterschiedliche Oberflächen erzielt werden.

Spritzputz

Spritzputz, früher mit einem Reisigbesen oder einer Putzleier aufgebracht, kann heute auch maschinell verarbeitet werden. Er wird durch zwei- oder mehrmaliges Aufspritzen eines feinkörnigen, dünnflüssigen Mörtels hergestellt. Die Struktur ist körnig und wird bestimmt durch die Kornstärke des Materials.
Es entsteht ein lebhafter Eindruck durch Licht- und Schattenwirkung.

Besenstrichputz

Der Besenstrichputz, bei gründerzeitlichen Wohnhäusern gerne zur Gliederung und für Sockelzonen eingesetzt, erfuhr erst kürzlich eine Renaissance. Dabei wird ein dickschichtiger mineralischer Oberputz in zwei Lagen von je 2 bis 3 mm Dicke aufgetragen und noch im frischen Zustand mit einem Straßenbesen horizontal gestrichen. Das Ergebnis ist eine geometrisch anmutende, kraftvolle und zugleich filigrane Reliefstruktur, die sich hervorragend mit einer modernen Architekturgestaltung kombinieren lässt.

Scheibenputz

Scheibenputz ist leicht zu verarbeiten, schnell strukturierbar und gehört daher zu den am häufigsten anzutreffenden Putzoberflächen. Die Körnungen reichen von ca. 1,5 mm bis zu 4 mm. Das Material wird in Kornstärke auf den Untergrund aufgetragen. Durch anschließendes »Verscheiben« mit einem Kunststoffglätter oder EPS-Brett entsteht die charakteristische Korn-an-Korn-Struktur.

Edelkratzputz

Eine Besonderheit unter den mineralischen Putzen ist der Edelkratzputz. Denn während bei den zuvor genannten Putzen die Körnung von einem Bindemittelfilm umgeben ist und so ein quasi gestrichener Eindruck entsteht, bietet der Edelkratzputz die Möglichkeit, unterschiedlichste Körnungen frei an der Oberfläche zu präsentieren. So ist es auch möglich, durch farbige Zuschläge oder durch den Einsatz des im Sonnenlicht glitzernden Minerals Glimmer faszinierende Oberflächen zu gestalten. Mit feinen Körnungen lässt sich mühelos die von vielen Architekten heute geforderte feine, gleichmäßige Oberfläche herstellen. Bei gleicher Korngröße wirkt ein Edelkratzputz gleichmäßiger und ruhiger als ein Scheibenputz. Der Grund liegt in der besonderen Verarbeitung:
Die Auftragsstärke liegt in der Regel bei 10 bis 15 mm. Nach einer bestimmten Erhärtungszeit wird die bindemittel- und spannungsreiche Oberfläche mit einem Nagelbrett, dem sogenannten Kratzigel, bis auf eine Schichtdicke von 8 bis 10 mm abgekratzt. Erst durch das herausspringende Korn entsteht so die charakteristische Putzstruktur.