Expertenblick auf das Förderprogramm "AnpaSo" zur Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen
Das Jahr 2023 markiert einen Meilenstein in der Anpassung deutscher sozialer Einrichtungen an die sich wandelnden klimatischen Verhältnisse. Mit der Einführung des Förderprogramms "Anpassung an den Klimawandel" - kurz "AnpaSo" - erhalten soziale Einrichtungen die Möglichkeit, ihre Gebäude und Außenbereiche zukunftsfähig zu gestalten. Gefördert werden sowohl die Erstellung eines Konzeptes zur nachhaltigen Anpassung an den Klimawandel als auch die Umsetzung der darin empfohlenen Maßnahmen. Das AnpaSo-Programm übernimmt 80 - 90 Prozent der anfallenden Kosten, insgesamt bis zu 500.000 Euro pro Einrichtung.
Eine entscheidende Rolle bei der Planung der Konzepte spielt Dipl.-Ing. Christian Eberwein, dessen achtköpfiges Team 2023 Bauherren bei der Konzepterstellung sowie der Einreichung der Förderanträge unterstützte. Dabei ist der Umfang der Konzepte beachtlich und kann je nach Objekt und den geplanten Maßnahmen über 100 Seiten umfassen.
In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf das "AnpaSo"-Förderprogramm und die Expertise, die Dipl.-Ing. Christian Eberwein und sein Team, der EBIS GMBH Ingenieure und Sachverständige, aus erfahrenen DGNB-Consultants und ESG-Managern, Energieeffizienzexperten und Baubiologen, in diese Initiative einbringen.
"Anpassung an den Klimawandel" - ist dies für soziale Einrichtungen in Deutschland bereits Thema?
Christian Eberwein: Durch das AnpaSo-Programm ist das Thema der Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen stark präsent geworden. Viele der Eigentümer und Leitungen dieser Einrichtungen erkannten bereits zuvor den Bedarf für Anpassungen, wussten jedoch nicht, wie sie damit umgehen sollten. Der Zeitpunkt für eine Förderinitiative ist optimal, da insbesondere Hitzebelastungen durch z.B. veraltete Fenster und mangelnde Isolierung in solchen Gebäuden immer spürbarer werden. Im sozialen Sektor sind die finanziellen Ressourcen begrenzt und fließen vorrangig in die Betreuung der Menschen. Daher ist es umso bedeutender, die jetzige Gelegenheit zu nutzen.
In welchen Bereichen ist der Anpassungsdruck für die Bauherren (Ihre Auftraggeber) am stärksten bemerkbar?
Christian Eberwein: Der Anpassungsdruck betrifft sowohl die Gebäude selbst als auch die Außenbereiche. Maßnahmen gegen Hitze, anhaltende Trockenheit, Starkregen, Starkwind sowie für mehr Biodiversität werden umgesetzt. Die Zielsetzung der Konzepte liegt in einem ganzheitlichen Ansatz. Der Perspektivwandel geht in Richtung einer umfassenden Anpassung der Architektur und Landschaft, um sie und die Bewohner vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Viele Einrichtungen sind dabei bereits naturbezogen. Wir ergänzen dann beispielweise mit inneren und äußeren Begrünungen.
Mit welchen Herausforderungen haben insbesondere soziale Einrichtungen zu kämpfen?
Christian Eberwein: Die Hitzeeinwirkung ist besonders für ältere oder sehr junge Personen im Gebäude problematisch. Viele sind nicht mobil und können nicht eigenständig nach draußen gehen. In Kindertagesstätten beispielsweise benötigen Kinder schattige Plätze im Freien. Oft gibt es stark befestigte Flächen für Anlieferungen und Abholungen, die eine Hitzequelle darstellen. Hier sind grüne Pergolen im Außenbereich effektiver als beispielsweise Wellblechdächer, die Wärme stauen.
Wie gehen Sie bei der Erstellung eines Klimaanpassungs-Konzepts vor?
Christian Eberwein: Zunächst führen wir eine Bestandsaufnahme des Gebäudes durch. Wir machen Fotos, inspizieren das Objekt und führen Gespräche mit den Einrichtungsleitern und Mitarbeitern. Dabei werden erste Maßnahmen erkannt und definiert. Wir betrachten den Standort aus klimatischer Sicht, berücksichtigen die Topografie und das Verhalten bei Starkregen. Anschließend erfolgt eine Bewertung der Bauteile. Darauf aufbauend definieren wir potenzielle Maßnahmen. Von der Entsiegelung von Flächen, der Fassadenbegrünung, über Fassadendämmung mit einem Wärmedämm-Verbundsystem bis zur Installation von schattenspendenden Jalousien und Markisen. Die beantragten Maßnahmen sollen nach Möglichkeit naturnah und nachhaltig sein, also beispielsweise nicht der Einbau von energiefressenden Klimaanlagen. Die Einrichtung wird ganzheitlich betrachtet, von der Gebäudebefestigung bis zur Innenbegrünung. Besonderheiten des Objekts, wie die Anzahl der Betroffenen, werden berücksichtigt. Wir liefern dem Bauherrn/Eigentümer ein Konzept, das später für den Antrag der Fördermaßnahmen und zur Einhaltung der Kriterien der EU-Taxonomie genutzt werden kann.
Wie umfangreich muss man sich solch ein Konzept vorstellen?
Christian Eberwein: Das ganzheitliche Konzept erstreckt sich über knapp 100 Seiten, da alle Wohn- und Außenbereiche und Maßnahmen im Bestand sehr detailliert anhand einer Clusterdarstellung geprüft werden. Es behandelt die Bereiche Gebäudehülle, Kühlsysteme, alternative Nachtventilation, Fassaden- und Dachbegrünung, Wasserspender sowie Außenbereiche mit Hochwasserschutz und Schattenplätzen. Für jede Maßnahme wird eine detaillierte Maßnahmenbeschreibung erstellt, einschließlich einer detaillierten Kostenanalyse, und einer zugehörigen fotografischen Dokumentation. Es erfolgt auch eine Foto-Dokumentation. Im Folgenden wird eine abschließende Nachhaltigkeitsprüfung durchgeführt, um die Kompensationsmöglichkeiten von grauen Maßnahmen im Vergleich zu naturnahen Maßnahmen zu verdeutlichen. Dabei werden bereits Aspekte der europäischen ESG-Kriterien und der EU-Taxonomie berücksichtigt.
Gibt es Maßnahmen, die von Ihren Auftraggebern besonders häufig gewünscht werden?
Christian Eberwein: Der ganzheitliche Ansatz steht im Vordergrund, sodass Kosten-Nutzen-Verhältnisse nicht immer direkt greifen. Maßnahmen zum Schutz vor Hitze, also beispielsweise die Dämmung der Gebäudehülle, bieten jedoch immer einen starken Kosten-Nutzen-Vorteil. Sie stabilisieren den Energiehaushalt, reduzieren den CO2-Ausstoß und bieten den Bewohnern vielfältige positive Effekte im Sommer wie im Winter. Allein eine Begrünung oder Beschattung der Fassade ohne Maßnahmen an der Gebäudehülle sind wenig wirkungsvoll. Das AnpaSo-Programm betrachtet vorwiegend den sommerlichen Wärmeschutz. Bei der Betrachtung der Gebäude und der Konzepterstellung haben wir jedoch stets auch die Energieeffizienz während der Heizperiode im Blick, um positive Effekte zu maximieren. Schließlich werden soziale Einrichtung nicht jedes Jahr saniert und die Wirkungen sollen für Bauherren und Bewohner dauerhaft sein.
Wo sehen Sie Deutschland bei den Maßnahmen zur Klimaanpassung im europäischen Vergleich?
Christian Eberwein: Es gibt immer Raum für mehr Maßnahmen. Aber das AnpaSo-Programm adressiert den sommerlichen Wärmeschutz bereits gut. Der hohe Bedarf für dieses Programm in sozialen Einrichtungen verdeutlicht, wie groß das Potenzial noch ist. Ich hoffe, dass die positive Wirkung der Förderung jetzt zügig für die Bewohner spürbar wird. Das Programm bringt einen Wandel mit sich und wird wahrscheinlich auch die städtische Bebauung verändern, indem mehr Natur in die Städte integriert wird. Dies beeinflusst die Biodiversität, das Raumklima sowie die Gesundheit und soziale Interaktion der Menschen positiv. Andere südeuropäische Länder hatten aufgrund älterer Städte mehr Bedarf, während sich in Deutschland der Lebenswandel weniger stark änderte.
Abschließend meint Dipl.-Ing. Christian Eberwein: Die Anpassung an den Klimawandel gewinnt auch in Deutschland stark an Bedeutung. Das AnpaSo-Programm bietet eine willkommene Gelegenheit, soziale Einrichtungen zukunftsfähiger zu gestalten und auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet zu sein. Die ganzheitliche Betrachtung der Maßnahmen ist entscheidend, um nachhaltige und effektive Anpassungen zu erreichen.
Bei Rückfragen zu dem Thema ANPASO steht ihnen Herr Dipl.-Ing. C.Eberwein gerne unter info@ebis.gmbH zur Verfügung.
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