Die Kunst des Verfugens

Frau sitzt auf dem Boden an die Wand angelehnt

Die Bedeutung der Fuge als Gestaltungselement steigt kontinuierlich, obwohl der Fugenanteil an gefliesten Flächen seit Jahren zurückgeht. Die richtige Farb- und Materialwahl sowie eine fachgerechte Verarbeitung sorgen für ein perfektes Fugenbild.

Größere Fliesenformate

In den vergangenen Jahren kamen immer größere Fliesenformate mit teils mehr als drei Quadratmeter Fläche auf den Markt. Durch die Größe der Fliesen ergeben sich besondere Herausforderungen, sowohl für die Handhabung als auch für bauphysikalische Aspekte wie Ebenheit und Trocknungsverhalten des Verlegemörtels. Da bei großen Fliesen der Fugenanteil geringer ist, kann Feuchtigkeit unter dem verlegten Belagsmaterial durch die wenigen vorhandenen Fugen nur sehr langsam austrocknen. Die Fugenbreite sollte entsprechend nicht zu klein sein und im gesamten Querschnitt eine Breite von 3 mm nicht unterschreiten.

Die Fuge als Gestaltungselement

Je geringer der Fugenanteil, desto wichtiger werden ein akkurat ausgeführtes Fugenraster und die harmonische Abstimmung der Farbtöne von Belag und Fuge. Spezielle Rezepturkonzepte machen es möglich, durch Mischen vorhandener Mörtel die Farbpalette von Fugenmörteln zu erweitern, ohne dabei Abstriche bei den Verarbeitungseigenschaften machen zu müssen. Diese Möglichkeit bietet Saint-Gobain Weber mit dem Fugenmörtel weber.fug 875 BC oder 875 F. Die jeweiligen Basisfarben lassen sich sortenrein für die gesamte Fläche in jedem beliebigen Verhältnis trocken vormischen und anschließend entsprechend der zu verfugenden Teilflächen anmischen. Verarbeitungszeit, Waschzeitpunkt und Abbindeverhalten bleiben gleich, ebenso wie die Festigkeit, Beständigkeit, Wasser- und Schmutzabweisung.

Nachdem in den 80er-Jahren häufig starke Kontrastfarben für Fugen und Fliesen gewünscht wurden, geht die Entwicklung seither zu Ton-in-Ton-Farben. Insbesondere warme, mediterrane Nuancen erfreuen sich großer Beliebtheit.

Die Veränderung der Fliesenkanten in den vergangenen Jahren - von abgerundeten über gefaste bis zu rechtwinkligen Kanten hat sich ebenfalls auf die Optik von Fugen ausgewirkt. Der Übergang Fliese - Fuge ist schärfer abgetrennt als früher. Dies erfordert höhere Füllstände und ein sehr akkurates Arbeiten. Gleichzeitig wurden die Fugen schmaler, von anfangs 4-5 mm bis heute teileweise nur noch 2 mm. Weitere Informationen dazu enthält die Fachinformation des Fachverbands Fliesen und Naturstein „Zementäre Fugen in Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten“.

Reinigungsmittel schädigen Fugen

Schäden an Fugen entstehen häufig durch mangelnde Beständigkeit der Fugenmörtel gegenüber Chemikalien in Reinigungsmitteln.  Viele Reinigungsmittel basieren auf einer Säure und bedingen dadurch geringe pH-Werte . Durch häufigen und zum Teil langanhaltenden Kontakt mit diesen sauren Medien wird die zementäre Bindemittelstruktur zerstört. Dies führt zu rauen, in der Oberfläche abgetragenen Fugenmaterialien bis hin zum kompletten Ausbröckeln der Fugenfüller.

Fliesenleger sollten ihre Kunden unbedingt hinsichtlich der richtigen Pflege zementhaltiger Fugen beraten und sie darauf hinweisen, dass eine unsachgemäße Reinigung zu einer deutlich schnelleren Abnutzung und damit zum Erlöschen der Gewährleistung führt. Zur Reinigung der Fugen sollten möglichst neutrale oder alkalische Reinigungsmittel verwendet werden. Ist der Einsatz von sauren Reinigern nicht zu umgehen, sollten die Fliesenfugen vor dem Auftrag der Reinigungsmittel mit frischem, sauberen Wasser vorgewässert und anschließend gründlich abgespült werden.

In der Praxis zeigt sich häufig, dass diese Reinigungshinweise nicht eingehalten werden, insbesondere nicht in Wohnanlagen oder Hotels, wo häufig wechselndes Personal die Bäder unter Zeitdruck reinigt. Obwohl der Fliesenleger mit dem Hinweis auf die korrekte Pflege seine Pflicht erfüllt hat und nicht für die Folgen falscher Reinigung haftet, erspart man sich spätere Diskussionen durch die Verwendung von auf diesen Einsatz abgestimmten Fugenmörteln, die eine erhöhte Resistenz gegen saure Sanitärreiniger aufweisen, wie zum Beispiel weber.fug 875 BlueComfort.

Silikonfugen, die häufig im Übergang vom Boden zur Wand zum Einsatz kommen, sind zwar fungizid ausgerüstet, sollten jedoch im Duschbereich regelmäßig von Fett- und Seifenablagerungen gereinigt werden, um schwarzen Schimmelbelägen vorzubeugen. Silikonfugen sind als Wartungsfugen einzustufen und müssen daher in regelmäßigen Abständen auf Funktionsfähigkeit überprüft werden.

Welche Fuge für welche Anwendung?

Um sicherzustellen, dass der eingebrachte Fugenmörtel widerstandsfähig gegenüber der vorliegenden Beanspruchung ist, ist bei der Einschätzung der Beanspruchungssituation und der anschließenden Materialauswahl eine enge Zusammenarbeit zwischen Materiallieferant, Planer und Fliesenleger unverzichtbar.

Online verfügbare Beständigkeitstabellen geben meist Aufschluss. Fugenmörtel lassen sich zudem grundsätzlich in verschiedene Klassen unterteilen. Wesentliches Unterscheidungskriterium ist das jeweils enthaltene Bindemittel: Zement, Reaktionsharz oder Silikat. Zement-Fugenmörtel werden durch saure Medien angegriffen; Silikat-Fugenmörtel sind zwar gegenüber Säure beständig, halten alkalischen Medien mit höheren pH-Werten jedoch nicht stand und haben sich daher am Markt nicht durchgesetzt. Reaktionsharz-Fugenmörtel verfügen über eine hohe chemische Beständigkeit gegenüber Reinigungs- und Desinfektionsmitteln bei zugleich guter Abriebfestigkeit. Die bisher aufwändigere Verarbeitung ("unhandliches" Waschverhalten) sorgte vor einigen Jahren für einen Trend weg vom Epoxidharzmörtel, doch Spezialisten schätzen Epoxidharzfugenmörtel wie weber.xerm 848 beispielsweise bei der Verlegung von Glasmosaik. Reaktionsharzfugenmörtel können in nahezu jedem beliebigem Farbton eingefärbt und gleichzeitig auch zum Verkleben eingesetzt werden. Hohe Temperaturen (z.B. Dampfreiniger >100°) sind bei dieser Fugenart problematisch.

Klassifizierung von Fugenmörteln

Durch die Beigabe verschiedener Zusätze in Rezepturen wurde die Produktauswahl im Bereich der Fugenmörtel in den vergangenen Jahren weiter differenziert. Um aus der Vielzahl an Angeboten das für die vorliegende Beanspruchungssituation das richtige Produkt auszuwählen, geben die vorhandenen Regelwerke eine erste Hilfestellung. So unterscheidet beispielsweise die DIN EN 13888 "Fugenmörtel für Fliesen und Platten – Definition und Festlegungen" die zementhaltigen Fugenmörtel grundsätzlich in zwei Klassen. Die Klasse CG1 beschreibt die "normalen" zementhaltigen Fugenmörtel, die vornehmlich im privaten Bereich eingesetzt und zunehmend von hydrophoben Fugenmörteln verdrängt wurden. Diese zählen zur Klasse CG2, in der zementhaltige Fugenmörtel mit verbesserten Eigenschaften, hoher Abriebbeständigkeit und verringerter Wasseraufnahme zusammengefasst werden. Ebenfalls dieser Klasse zugeordnet werden kunststoffmodifizierte Fugenmörtel, sogenannte „Flexfugen“ wie beispielsweise weber.fug 875 BlueComfort, die vor allem im Bodenbereich, speziell bei Fußbodenheizungen, und in Bereichen, wo Spannungen aus dem Untergrund oder durch Klimabedingungen kompensiert werden müssen, zum Einsatz kommen. Eine vierte Gruppe im Bereich der zementgebundenen Fugenmörtel sind hochfeste Feinstzementfugenmörtel, wie etwa weber.fug 873, die man vornehmlich im gewerblichen Bereich mit höherer Beanspruchung sowie in Schwimmbecken nutzt.

Epoxidharzfugen werden in der Qualitätsklasse RG zusammengefasst. Die reaktionsharzgebundenen Fugenmörtel, wie beispielsweise weber.xerm 848 oder weber.fug 878, weisen eine chemische Widerstandskraft gegenüber einer hohen Zahl von Säuren und anderen angreifenden Stoffen auf und werden vor allem in Bereichen mit einer hohen mechanischen und chemischen Beanspruchung, zum Beispiel durch Hochdruckreiniger oder Säuren in Laboren und Großküchen, eingesetzt.

Verarbeitungsregeln für ein perfektes Fugenbild

Um ein einwandfreies Fugenbild zu gewährleisten, muss das Fugennetz trocken sowie frei von Klebemörtelresten und haftungsmindernden Bestandteilen sein. Der Verlegemörtel muss vor Verfugung austrocknen und aushärten, um Farbunterschiede zu vermeiden. Stark und unterschiedlich saugende Untergründe werden mit sauberem Wasser mittels Schwamm vorgenässt. Eine unterschiedliche Oberflächentemperatur ist zu vermeiden. Beim Anmischen sollte immer die gleiche, festgelegte Wassermenge verwendet und nicht mehr Fugenmörtel angemischt werden als innerhalb von 1-2 Stunden verarbeitet werden kann. Der Fugenmörtel wird mit dem Fugbrett bündig und tief in die Fugen eingearbeitet. Nach wenigen Minuten wird nochmals etwas Fugmörtel aufgetragen. Anschließend wird die Oberfläche sauber diagonal abgezogen und überschüssiges Material entfernt.

Mittels Fingerprobe lässt sich prüfen, ob der Mörtel in den Fugen angesteift und damit waschfähig ist. Bei schwach saugendem Verlegegut, wie Glasmosaik oder Feinsteinzeug, ist eine längere Wartezeit erforderlich. Zur besseren Waschbarkeit wird die gefugte Fläche anschließend leicht vorgenässt und der Fugenmörtel mit einem Latexschwamm oder Schwammbrett geformt und mit sauberem Wasser gereinigt. Den eventuell verbleibenden Mörtelschleier entfernt man nach dem Anziehen in einem erneuten Waschvorgang mit leicht feuchtem Schwamm. Bei ungünstigen Umgebungsbedingungen sollten die Fugen ausreichend lange feucht gehalten werden, um das Verbrennen der Oberfläche zu vermeiden. Abschließend werden Anschlussfugen mit einem elastischen Fugendichtstoff auf Silikonbasis, zum Beispiel weber.fug 880 Sanitär-Silikon, verschlossen. Bewegungsfugen können zusätzlich mit Fugendehnprofilen ausgebildet werden. Bei dieser Ausführungsart ist eine Unterdimensionierung der Bewegungsfugen nicht möglich, zudem ist die Optik dadurch ansprechender.

Fugmörtel weber.fug 875 BlueComfort Fliesenverlegung