Großformatige Fliesen und worauf Sie bei der Verlegung achten sollten

Großformatige Fliesen

Fliesen sind seit langem ein beliebter Belag und das nicht nur für Bäder und Küchen. Immer mehr Bauherren entscheiden sich auch für Fliesen in anderen Wohnbereichen inklusive Garten- und Terrassenflächen. Und das nicht ohne Grund, denn Fliesen sind langlebig, leicht zu pflegen und in Kombination mit einer Fußbodenheizung auch für den Energiebedarf vorteilhaft – sie geben in allen Belangen optisch eine glänzende Figur ab.

Trend zu großformatigen Fliesen

Wer demnächst seine Terrasse, seinen Balkon oder seine Wohnräume sanieren möchte, liegt mit großformatigen Fliesen voll im Trend. Große Fliesen und ihre fehlerfreie Verlegung erfordern jedoch nicht nur handwerkliches Können, sondern auch eine entsprechende Vorbereitung und Planung durch einen Fachhandwerker.

In diesem Beitrag informieren wir Sie über alles, worauf Sie bei der Verlegung von großformatigen Fliesen achten sollten.

Fliesen-Fibel

Etwa alle sieben bis zehn Jahre wandelt sich der Farb- und Formatgeschmack von Bauherren – danach richten sich natürlich auch Hersteller und Fachhandwerker, um die aktuellen Trends bei der Fliesenverlegung abzubilden. Derzeit sind vor allem großformatige Fliesen in Wohnräumen und im Außenbereich beliebt. Doch ab wann ist eine Fliese überhaupt ein Großformat?

Fliesen lassen sich generell nach drei Kriterien kategorisieren: Format, Fliesendicke und Materialart. Alle drei sind ausschlaggebend, wenn es um die Wahl des richtigen Verlegematerials geht.

Formate
Quadratisch, rechteckig, achteckig oder Sonderformate mit oder ohne Relief: Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Bei der Auswahl des gewünschten Fliesenbelags ist für jeden das richtige Format dabei.

Ab einer Kantenlänge zwischen 60 und 120 Zentimetern, gilt eine Fliese als großformatig. Bei Kantenlängen über 120 Zentimetern und Dicken unter 8 Millimetern spricht man von Sonderformaten (XXL-Formaten), die heute mehr als drei Quadratmeter erreichen. Die derzeit größte am Markt erhältliche Fliese ist 3,25m lang und 1,62 m breit.

In der Vergangenheit war es aus produktionstechnischen Gründen nicht möglich, so großformatige Fliesen herzustellen und sicher zu verlegen. Daher gab es kaum Fliesen mit einer Kantenlänge über 60 Zentimeter. Aber die Produktionsprozesse entwickeln sich stetig weiter, sodass heutzutage eine Herstellung von Riesenfliesen und den dazu passenden hochflexiblen Verlegemörteln möglich ist.

Fliesendicke
Fliesen als Oberbelag gibt es sowohl für Wände, Böden als auch Terrassen und Balkone. Die Fliesendicke richtet sich nach der Verwendung und der Witterung, der die Fliese ausgesetzt wird. Wandfliesen sind beispielsweise generell dünner, da sie an der Wand weniger mechanischen Belastungen ausgesetzt sind als Bodenfliesen. Fliesen für Terrassen und Balkone sind dagegen dicker, da sie extremen Witterungen ausgesetzt sind und zum Teil auch eine „lose Verlegeart“ erfahren (z.B. in Sand, Splitt oder auf Stelzlager).

Materialart
Fliesen können aus unterschiedlichen Rohstoffen bestehen. Es gibt klassische Fliesen aus Steingut, Steinzeug oder Feinsteinzeug aber auch aus Natur- oder Kunststein und sogar Glas. Die Materialart des gewünschten Fliesenbelags ist ausschlaggebend für den benötigten Verlegemörtel, da die Materialien ein unterschiedliches Saugverhalten aufweisen.

Hier gilt die Regel: Je saugfähiger die Fliese, desto weniger Kunststoff muss der Fliesenkleber enthalten. Glas und Feinsteinzeug haben beispielsweise sehr kleine oder geschlossene Poren und sind daher schwach bis wenig saugend. Bei der Verlegung dieses Fliesenmaterials braucht der Verlegemörtel also einen verhältnismäßig hohen Kunststoffanteil, um eine sichere Haftung zur gewährleisten.

Keramik, Naturstein, Kunststein oder Glas - Welche Platte darf es sein?

Mit der Auswahl des Fliesenbelags schaffen Bauherren ein optisches Highlight. Vielen fällt die Wahl zunächst schwer – neben den Ausstellungen im Fliesenfachhandel können sich trendbewusste Bauherren auch auf Plattformen wie Pinterest oder Instagram inspirieren lassen.

Gerade bei großformatigen Fliesen verlangt die Verlegung besondere Techniken und abgestimmte Verlegematerialien. Jedes Material und jeder Fliesenkleber hat seine Besonderheiten. Diese sollten Sie vor dem Kauf Ihrer Traumfliesen kennen:

Keramik
Klassische Fliesen aus Steingut, Steinzeug und Feinsteinzeug sind hinsichtlich der möglichen Ausdehnung oder Verformung selbst in großen Formaten recht unproblematisch.

Beim Herausnehmen aus dem Kleberbett ist ein Handdraht notwendig, der unter den Großformaten hindurchgezogen wird. Ansonsten brechen insbesondere dünne XXL-Fliesen sehr schnell.

Naturstein und Kunststein:  Besonderheiten bei der Verlegeart
Naturstein bietet eine enorme Vielfältigkeit. Als natürliches Material ist jede Platte anders. Nicht jeder Naturstein harmoniert mit jedem Fliesenkleber. Wird der "falsche" Kleber gewählt, kann es zu unschönen Verfärbungen und Ausblühungen auf den Steinen kommen. Aus diesem Grund ist eine Probe-Verlegung sehr ratsam. Dabei lässt sich das Material im Zusammenschluss mit dem Kleber begutachten und ein abgestimmter Verlegemörtel auswählen. 

Besonders wichtig sind bei Naturstein die Herstellerangaben und Verlegerichtlinien. Das gilt vor allem im Hinblick auf die Verformungseigenschaften der Steine. Platten aus Grauwacke und Schiefer beispielsweise können Wasser aufnehmen und sind mit zunehmender Größe anfällig für Verformungen.

 

Großformatfliesen aus Kunststein haben bei Kontakt mit Feuchtigkeit teilweise eine Tendenz zum so genannten "Schüsseln" - das bedeutet, dass sie sich an den Rändern aufwölben. Im Zweifelsfall ist dann ein wasserfreier Verlegemörtel zu wählen.

Saint-Gobain Weber stellt seit vielen Jahren Fliesenkleber her und verfügt über eine hohe Kompetenz auf diesem Gebiet. Unser Angebot, damit Sie lange Freude an Ihrem Verlegegut haben: Rufen Sie uns gerne an und lassen Sie sich von unseren Experten zur passenden Kombination aus Fliese und Fliesenkleber beraten.
Nutzen Sie unsere anwendungstechnische Beratung unter 02363 399-333.

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Mit einem einfachen Trick können Fachhandwerker prüfen, wie groß das Verformungs-potenzial des Materials ist und welcher Fliesenkleber infrage kommt: Die zu verlegene Fliese oder der Naturstein wird auf ein nasses Handtuch gelegt und nach einer Einwirkzeit (ca. 1-2 Stunden) mit einem Stahllineal auf die Ebenflächigkeit überprüft. Liegt im Gegensatz zur Eingangsprüfung eine Verformung vor, können eventuell kristallin abbindende Fliesenkleber für Abhilfe sorgen, andernfalls sollte man in Erwägung ziehen, einen Verlegemörtel auf Reaktionsharzbasis zu wählen.

Planung ist das A und O

In der Vergangenheit gab es für die Wahl der Fliesen eine Faustregel, bei der sich die Fugenanteile an der Raumgröße orientierten: Je kleiner der Raum, je größer der Fugenanteil. Heute ist diese Faustregel eher eine gut gemeinte Empfehlung, denn allgemein geht der Trend – unabhängig von der Größe des Raumes - zu großformatigen Fliesen, teilweise bis hin zu praktisch fugenlosen Belägen.

Wer sich für großformatige Fliesen entscheidet, wird schon in der Planungsphase mit einigen Besonderheiten konfrontiert.

Passende Ausrüstung
Je nach Auswahl des Verlegeguts muss das passende Schneide- und Bohrwerkzeug ausgewählt werden. Speziell bei sehr großen Fliesen, bei Diagonalschnitten oder Natursteinplatten sind klassische Fliesenschneider schnell überfordert.
Fliesen lassen sich generell trocken schneiden – Natursteine sollten dagegen immer im Nassverfahren geschnitten werden. Da große Fliesen oftmals ein höheres Gewicht aufweisen, ist die Verwendung von Saughebern ratsam. Diese helfen nicht nur beim Tragen, sondern auch beim präzisen Positionieren der Platten. Auch bei der exakten Ausrichtung der Schneidschienen sind Saugwerkzeuge zu bevorzugen.

Optimale Anordnung großer Fliesen
Am Anfang steht die Planung des Verlegebilds. Generell sollten die Flächen vor der Verlegung zunächst symmetrisch angeordnet werden, um einen Eindruck von dem späteren Verlegebild zu erhalten. Gerade bei Großformaten sollte genau hingeschaut und geplant werden, bevor der erste Fliesenkleber angerührt wird. Bleibt bei der planerischen Anordnung nur ein schmaler Streifen übrig, sollten Handwerker auch die erste Fliesenreihe schmaler planen. Sowohl die erste als auch die letzte Reihe sollten dann für die harmonische Gestaltung der Fliesen im Außen- bzw. Innenbereich gleich breit sein – Als Faustregel gilt mindestens ein Drittel der Fliese.  

Auswahl von Fliesenkleber und Fugenmörtel
Je größer die Fliese – desto höher auch der Verbrauch des Fliesenklebers. 

Ideal ist bei steigenden Formaten ein hochflexibler Fliesenkleber, denn mit zunehmender Größe werden Fliesen und Platten empfindlicher gegenüber Bauteilbewegungen. Ist der Fliesenkleber möglichst flexibel, ist die Wahrscheinlichkeit für Schäden geringer. Auch Fugenmörtel sollten erhöhten Anforderungen (Flexibilität und Widerstandsfähigkeit) genügen.

Vorbereitung für das Verlegen von großformatigen Fliesen
Je größer die verarbeitete Fliese, desto glatter und ebener muss der Verlegeuntergrund sein. Der erste Schritt besteht in der Praxis darin, einen Untergrund zu schaffen, der absolut eben ist. Ansonsten wird auch die fertige Fliesenfläche nicht plan, da große Fliesen weniger Ausgleichspotenzial bieten.

Prüfen Sie zunächst die Ebenheit mit Hilfe eines Richtscheids oder einer entsprechenden Wasserwaage. Ergeben sich Unebenheiten, müssen diese in jedem Fall ausgeglichen werden. Große Fliesen zeigen hier keine Toleranz. Ideal ist eine schnell härtende und selbstverlaufende Bodennivelliermasse (z.B. weber.plan 813-25).

Der Untergrund muss prinzipiell ausreichend fest, tragfähig, sauber, trocken, formbeständig und frei von haftungsmindernden Schadstoffen sein. Öl-, Fett-, Wachs- und Pflegemittelrückstände müssen vollständig entfernt sein.

Je nach Untergrundbeschaffenheit (saugend oder nichtsaugend) muss der Untergrund mit einer entsprechenden Grundierung vorbehandelt werden. Bei evtl. auftretenden Rissen verschafft ein universell einsetzbares Epoxidharz (z.B. weber.prim 806) oftmals Abhilfe.

Große Fliesen im Außenbereich und Innenbereich verlegen
Ist der Untergrund soweit vorbereitet, geht es an die Königsdisziplin - das Verlegen. Hier gilt es viele Dinge zu beachten, deshalb sollten insbesondere großformatige Fliesen immer von Fachhandwerkern verlegt werden.

Bei steigenden Formatgrößen wird es auch immer schwieriger, eine möglichst vollflächige Benetzung mit Klebemörtel zu erreichen. Hohlstellen sind nach Möglichkeit zu vermeiden – entstehen Hohlräume unter der Fliese kann dies zu einem anderen Trittgeräusch an dieser Stelle führen oder im schlimmsten Fall zu Rissen und Brüchen.
Um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen, sollte die Verlegung am Boden im Buttering-Floating-Verfahren, mit abgestimmten Klebern und einem ausreichend dimensionierten Zahnglätter erfolgen. Ein spezieller Fließbettmörtel (z.B. weber.xerm 860 oder weber.xerm 860 F) vereinfacht die hohlraumarme Verlegung. In Außenbereichen sollte als Abdicht- und Verlegemörtel der weber.xerm 844 verwendet werden.

Beim Buttering-Floating-Verfahren wird der Fliesenkleber sowohl auf dem Untergrund als auch auf der Fliese aufgetragen. Dadurch entsteht ein vollsattes Kleberbett für minimale Hohlraumbildung. Auch bei Fliesen im Außenbereich ist eine hohlraumarme Verlegung wichtig. Sammelt sich dort Wasser unterhalb des Belags, kann es durch den Wechsel von Frost und Tauwetter zu Schäden kommen.

Achten Sie also bei der Ausführung penibel auf eine hohlraumarme Verlegung. Somit sparen Sie sich langfristig Reparaturen oder sogar einen aufwändigen und teuren Rückbau und die Erneuerungen.

Werden alle oben genannten Punkte berücksichtigt, wird man durch den Anblick eines wunderschönen, edlen Boden- oder Wandbelags aus Keramik oder Naturstein belohnt, an dem die Bauherren lange Freude haben werden.